Peintures pour franchir le seuil
Die Serie Peintures pour franchir le seuil bildete den Abschluss meines Studiums an der Burg Giebichenstein. Der Titel bezieht sich auf eine Komposition des französischen Komponisten Gérard Grisey und verweist auf musikalische Strukturen und Zeiterfahrung in der Malerei sowie auf die Thematisierung der »Schwelle« (seuil).
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Auf großformatige Leinwände wurden im Wechsel wolken- oder schattenartige Gebilde gesprüht und die gesamte Fläche mehrere Male mit stark verdünnter Farbe lasiert. Auf diese Weise entstanden diffuse, lichtdurchsetzte Räume, die sich in weite Ferne ausdehnen. Diese Räume wirken reduziert, leer und still. Erst bei längerer Betrachtung erweisen sie sich als angefüllt mit Spuren, Flecken, Umrissen und Kontrasten. Die scheinbare Monochromie löst sich auf in verschiedene Farbtöne. Auch die Entstehung der Bilder folgt eher einem Vorgang des Füllens; sie bestehen aus mindestens zwanzig Farblasurschichten und ebenso vielen Farbnebeln. Die Zeit des Entstehens ist auf und durch das Bild fixiert. Der Betrachtungsvorgang kann dann die sedimentierte Zeit erneut zu erkennen geben. Das Bild erschließt sich dem Betrachter erst nach und nach und wird nie vollständig ergründet. Gleichzeitig erzeugen die fixierten Farbnebel eine ständige Bewegung, eine Fluktuation von Auftauchen und Verschwinden. Jede Form, die mit den Augen zu greifen versucht wird, entzieht sich sofort wieder und verliert sich in der Tiefe.
Diese Bilder folgen dem Wunsch, musikalische Strukturen wie Zeit, Pause, Stille malerisch äquivalent umzusetzen. So sind die Bilder teilweise sehr lang, um beim entlanggehenden Betrachten eine Zeiterfahrung zu provozieren, oder sie sind drei- oder viergeteilt, wie die Sätze eines Musikstücks. So wollte ich Anfang und Ende markieren, aber gleichzeitig auf die prinzipiell mögliche Weiterführung verweisen. Ein Moment der Stille erzeugte ich mittels Unschärfe und damit assoziierter Ungreifbarkeit und Unfassbarkeit, aber auch mit der Reduktion von Farbe und Form.