Malerei kann man in erster Linie als eine Raumkunst verstehen. So findet sie auch bei mir statt: Mit Farbnebeln und transparenten Farblasuren schichte ich einen sich in weite Ferne ausdehnenden Raum auf. Der Betrachter scheint diesen Raum mit einem Blick erfassen zu können. Zeit kommt im Bild nur als Augenblick oder in der Simultaneität von Ereignissen vor? Das meine ich allerdings nicht. Um zu reflektieren, inwiefern die Zeit in meinen Bildern den Farbraum durchdringt, beziehe ich mich in der Theorie hauptsächlich auf die Musik. Ich betrachte die Musik als einen Spiegel, insbesondere in der Musiktheorie finde ich meine eigenen künstlerischen Prozesse auf einer reflexiven Ebene gespiegelt. Diese Aspekte betreffen vor allem die Zeit der Stille (Stille der Zeit?). In der Stille gewinnt die Zeit Dimensionen von Unfassbarkeit, Unbestimmbarkeit und Offenheit, die sich adäquat im Raum auf meinen Bildern niederschlagen, ihn formen und begründen.
In der vorliegenden Arbeit beschäftige ich mich mit dem Phänomen Stille in Musik und Bildender Kunst. Die Grundlage wird die Darstellung der Musik in ihrem sich wandelnden Verhältnis zu dem sie konstituierenden Merkmal Zeit bilden; eine Beziehung, die sich in Inhalt und kompositorischer Struktur der Musik niederschlägt. Diese Entwicklung bereitete langsam den Boden für ein gänzlich neues Verständnis von Sinn und Inhalt des Werks. Es werden so auch Fragen nach Art der Wahrnehmung und der (Un-)Möglichkeit sprachlicher Kommunikation von Musik und Kunst erörtert. Da der Weg der Musik parallel und sich verzweigend zu jenem der Bildenden Kunst verlief und verläuft, ermöglichen die Musik betreffende Fragen einen Zugang auch zu Tendenzen der Malerei. Ich werde deshalb versuchen aufzuzeigen, welche Verbindungslinien sich zwischen beiden Künsten ziehen lassen und wie sie sich jeweils gegenseitig in ihren Entwicklungen beeinflusst haben.